Religion & Philosophie

Weltreligionen und spirituelle Erhellungen sowie religiöse Bräuche, Themen und Protagonisten in Versen.

Duomo & das eintausenddreihundertneununddreißigste Gedicht

Der Dom in Mailand

Dombesuch

Dom, bumm, Dom, bumm, Platz da, klotz,
Drum Zier-, drum Zierrate, protz,
Prachtwucht, Prachtwucht, ausgestatt,
Statumäldestranzen satt.

Blickfang & das eintausenddreihundertneunundzwanzigste Gedicht

Weihnachtsschmuck im KaDeWe Berlin

Danke für das Knie

Dies' wie noch nicht entschiedene Werden
Zwischen Vollzeitstudentin und Frau,
Es pflügt sich entspannt in ihr frommes Gebärden -
Man stellt sich gern ungern zur Schau.

Nun, Schönheit wurd' hier nicht echt üppig gesät,
Doch sie blüht ihr Gerade Soviel,
Nach dem mein verschlagener Blickgenuss späht
(Er ist nicht auf Suche nach Stil).

Was kümmern mich Moden, die ich nicht verstehe?
Dieser Hosenrock müffelt nach langer Entscheidung.
Und doch ist's Betrübnis, die ich in ihm sehe -
Nur willenschicfehlerbekundende Kleidung.

Wohl passt's zu der Plumpheit, mit der sie dort sitzt -
Junges Leben ergötzt sich am Warten.
Da wird Vorfreude forsch in die Achseln geschwitzt,
Braucht Erfolg noch kein Zeugnis von Taten.

Ihre Physiognomie ist bemerkenswertlos
(So was besssert sich nicht mit den Jahren) -
Wo das eine zu seicht ist, ist and'res zu groß,
All dies weckt mein Verlangen zu sparen.

Und doch bleibt mein Augenlicht mit ihr vertaut,
Mich beseelen das Dass und das Wie,
Es ist ihrer Ödnis Oase die Haut
Vom durchs Nylonschwarz schimmernden Knie.

Vermutlich hat sie der Knie zweie gehabt,
Aber ich hab das eine geseh'n.

So ist der Mensch oft nur in einem begabt.

So einsam, so wahr und so schön.

Aila & das eintausenddreihundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Roboter Aila im Futurium in Berlin

Kleiner Trost

Es wird Verluste geben,
Wie jederzeit im Leben,
Uns bleibt nur auszuwählen,
Wie viele davon zählen.

Futurium & das eintausenddreihundertsechsundzwanzigste Gedicht

Das Futurium in Berlin

Als hätte der Herrgott

Schau, mein Schätzchen, merkste, gell:
Heute wird es nicht mehr hell!?
Ein mordend Himmel, drückend gräulich,
Als hätte morgens ohne Scheu sich
Der Herrgott mit dreckigem Arsch auf den Horizont gesetzt
Und ihn schmierig geformt zu dem stickigen Jetzt,
Das sich hoffnungstaub als neuer Tag präsentiert
Und den Schmerz in uns nagt, dass auch nichts mehr passiert.
Später fällt nur noch mehr Regen.

Der Tag hat begonnen und weiß nicht weswegen.

Herbstsonne & das eintausenddreihundertzwanzigste Gedicht

Isarufer am Lehel

Die Sonne rollt den Teppich aus

Die Sonne rollt den Teppich aus,
Ein Strahlen freit die Farben -
Da schleppst auch du dich noch mal raus
Und gleitest aus dem Haben.

Und schale Überdrüssigkeit,
Das schwerfällige Regen
Durchströmt vermisste Flüssigkeit,
Versöhnungsreicher Segen.

Rausch' über glatt gestrichenen,
Verschlafen weichen Flor
Zum Hafen der Verblichenen,
To reach the other shore.

Kemptenblau & das eintausenddreihundertfünfte Gedicht

Brunnen an der Basilika St._Lorenz in Kempten

Zur Kostbarkeit

Das Blau der Pfauen berühmt die Natur,
Auch Himmel und Meer zu beleben.
So wie's auch Salbei und Kornblum' tun, nur
Zu viel darf es nicht davon geben!

Leuchte & das eintausendzweihundertsiebenundneunzigste Gedicht

Straßenbeleuchtung Schwabing

Supervision

Wie, wenn, wo ich geurteilt hab,
Nur Mitteilung geschah?
Wenn ich aus Gängen, die ich grab,
Die Richtung anders sah?

Wie, wenn ich meine Dekadenz
Nicht recht im Zaume hielt?
Wenn ich im Kreis der Inner Friends
Nur kollegial gedealt?

Wie, wenn ich jede Kleinigkeit
Bloß groß beschreiben kann?
Wie, wenn ich's so zu seh'n bereit?
Wie wär das? Und was dann?

Die Wörth & das eintausendzweihunderteinundneunzigste Gedicht

Die Wörth - Insel im Schliersee

Halo

Wir kreisen im unverwandt Gleichen,
Gebannt, Lob und Preis zu erreichen.
Indes ein Dunkles um uns hängt
Und unsre Sichtbarkeit versengt.

Wir werden das Lob und den Preis niemals seh'n
Und in den Halo übergeh'n,

Des Ungescheh'ns Materie sein
Und neuen Lichtern blinder Schein.

KMA & das eintausendzweihundertsechzigste Gedicht

Wohnhaus an der Karl Marx Allee

Ripostegedicht zu "Im Anfang" von Else Lasker-Schüler, das aus Worten besteht, deren Anfangsbuchstaben viermal den Namen "Else Lasker-Schüler" ergeben.

Else Lasker-Schüler: Ends Los

Als Satans Küsse Else rammten,
Sich chancenlos hart über Lippen erbrachen,
Raunte ein Lobgesangsrequiem samten
Endlose Lehnwörter anderer Sprachen.

Kein Ende rühmt sich christusgleich!
Hundert Übel lebt eine Ruine!
Entsprechend löst sich Elses Leich'
Als korrekt etablierte Routine.

Statt chorgesängig hinzufahren
Übt lieber ein recht eckig' Leben!
So erlebt Lust als Kür eines raren,
- statt cash - hier üblichen Lohns ew'ger Reben!

Rochuskapelle & das eintausendzweihundertsiebenundzwanzigste Gedicht

Rochuskapelle bei Bingen

Wegen, wegen, Wegen! (Die Goethe-Ruh am Rochusberg)

Nur wegen Goethe flöte ich,
Der Klötgen Frank (auch: Klöterich),
Auf dem allerletzten Loch -
Und doch die Roch-
Uskapelle hat der Mühen gelohnt
(ich bin nur solch Fußwege nicht mehr gewohnt)!

Mit dem Kirchlein an sich hat es gar nichts zu tun (ich
Find's weder verwegen, noch richtig ruinig),
Denn es hat ja seit meiner schöngeistigen Häutung
Das Geistliche (meist) für mich keine Bedeutung.

Doch durch des Kreuzwegs Schatten schleich ich
Mich lichtungswärts ins wahre Reich, ich
Hocke müd mich hin im Schauen
Auf die Rüdesheimer Auen.
Und in des Rheins und Weines Weiten ...
Da stapeln sich Erhabenheiten.

In solcher Natur wähne ich meinen Segen.

Und bleib' auf der Spur von mir ähnlichen Wegen.

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